In den vierzig Jahren der deutschen Teilung sollen an der deutsch-deutschen Grenze bis zu 1.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Die meisten von ihnen wurden nicht politisch verfolgt – sie bloß ein besseres Leben, als sie es in der DDR hatten. Heute würde man sie „Wirtschaftsflüchtlinge“ nennen. Jene aus dem Westen, die Menschen aus der DDR zur Flucht in die Bundesrepublik verhalfen, werden heute als Helden verehrt. In der DDR hingegen nannte sie stattdessen „Schlepper“ und Menschenhändler und machte ihnen – so man ihrer habhaft wurde, den Prozess.
Jahr für Jahr wird am 13. August, dem Jahrestag der Errichtung der Mauer, die Ost- von West-Berlin dann 28 Jahre trennen sollte, der Toten gedacht und Politiker aller Farben verurteilen auch im Nachhinein noch das Grenzregime als verbrecherisch.
Bis zu 1.000 Tote in 40 Jahren, eine schrecklich große Zahl. Die Europäische Union schafft diese an ihrer „Mauer“, dem Mittelmeer, innerhalb weniger Monate.
Mauer Mittelmeer
Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Toten oder als vermisst gemeldeten Menschen im Mittelmeer laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR bei 2.262, im Jahr davor wurden gar 3.139 Todes- oder Vermisstenfälle registriert.
Die Menschen, die die Flüchtenden vor dem Ertrinken retten wollen, werden heute nicht selten als Schlepper oder gar Menschenhändler verunglimpft. Einer von ihnen ist Claus-Peter Reisch, Kapitän des Seenot-Rettungsschiffs Lifeline.
Reisch steht seit dem 2. Juli im EU-Staat Malta vor Gericht. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Reisch wird vorgeworfen, die „Lifeline“ fehlerhaft registriert zu haben. Nach Angaben der Hilfsorganisation fährt sie unter niederländischer Flagge.
Aber Claus-Peter Reisch bekommt auch Hilfe Solidarität von vielen human denkenden Menschen und Auszeichnungen. In der vergangenen Woche war es der Löwenherz-Preis der Organisation „Human Projects“, den ihm im Weimarer Nationaltheater der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) überreichte. Am 7. April erhält Reisch den Lew-Kopelew-Preis in Köln – aus den Händen von Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn.
Und manchmal wird er auch gebeten, einen Preis zu überreichen. So den Bayrischen Fernsehpreis an den Schweizer Regisseur Markus Imhoof den Preis für den besten Dokumentarfilm, „Eldorado“.
Heute, Mittwoch dem 27. März findet um 19.00 im KuBIZ Raoul Wallenberg (Bernkasteler Str. 78, 13088 Berlin-Weißensee) eine Vorführung des Films „Eldorado“ statt. Im Anschluss findet eine Diskussion mit dem Regisseur Markus Imhoof und dem Kapitän des Seenot-Rettungsschiffs Lifeline, Claus-Peter Reisch, statt.
Screenshot oben: Bayrischer Rundfunk